Autoimmunerkrankung Hashimoto

Was dieser Blog mit meiner Krankheit zu tun hat

Oder Schmerzen als Souvenir der Veloreise…

Im Sommer 2019 haben wir eine längere Velotour entlang der Dänischen Nordseeküste unternommen. Wir waren mit Zelt und Kochausrüstung unterwegs und konnten in die naturbelassene Landschaft eintauchen.
Neben den schönen Natureindrücken brachte ich auch einen sehr schmerzhaften Körper mit nach Hause.


Was war da los? 
Vor der Reise fühlte ich mich trotz Hashimoto Thyreoiditis (Autoimmunerkrankung der Schilddrüse) und jahrelangen Schmerzen im Oberkörper so gut wie schon lange nicht mehr. Bewegung, Sonne, frische Luft und das Gefühl der Naturverbundenheit tun mir gut und tragen normalerweise zu meinem Wohlbefinden bei. Wieso diesmal nicht?
Liegt es am Schlafen auf der Isomatte? 
An der starren Haltung des Oberkörpers auf dem Velo? 
Mache ich zu wenig Physio-Übungen?
An den industriell hergestellten Backwaren, die wir (mangels Alternativen) kaufen mussten?


Überforderung
Ich war wieder einmal überfordert. Weshalb konnte sich dieses schmerzhafte Korsett nicht einfach auflösen? Weshalb kam es – trotz Phasen der Linderung – immer wieder zum Aufflammen der Entzündungsschmerzen? 
Ich hatte doch schon so viel unternommen: Schulmedizin, Osteopathie, Akupunktur, Gestaltungs- und Maltherapie, Gesprächstherapie, Naturheilpraktik mit Schwerpunkt Darm, IgG Nahrungsmittel-Unverträglichkeitstest sowie Physiotherapie.
Alle Methoden hatten positive Auswirkungen auf meinen Körper. In all den Jahren brachte trotzdem nichts den durchschlagenden Erfolg.


Die Autoimmun-Lösung liegt in einer Buchhandlung – oder so…
Zurück aus Dänemark stöbere ich in einer kleinen Buchhandlung. Als begeisterte Köchin liebe ich die Kochbuch-Abteilung. Ich nehme das schwere Buch aus dem Regal mit dem Titel «Die Autoimmun-Lösung – Das Kochbuch» von Dr. Amy Myers.
Die Gestaltung und die Bilder sprechen mich an und ich kaufe es aus Neugier. 
Auf der Wiese am See beginne ich mit Lesen. Meine Ahnung, wie wichtig unsere Ernährung ist, finde ich in diesem Buch von einer Ärztin bestätigt! 
Amerikanische Forscherinnen und Ärzte beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dem Thema und empfehlen die Paleo- oder Steinzeit-Diät bei Autoimmunerkrankungen. Eine besonders strenge Form dieser Ernährungsweisen, das Autoimmunprotokoll AIP, wird hier genau erklärt. Das Buch liefert Hintergrundwissen und viele Rezepte.


Worum geht es? Kleiner Abstecher in die Medizin
Die Schulmedizin betrachtet Hashimoto Thyreoiditis als Erkrankung der Schilddrüse. Die Hormone, die sie nicht mehr produziert, werden morgens vor dem Frühstück in Form einer Hormon-Tablette eingenommen. Das ist eine günstige Therapie und State of the Art in der Schulmedizin. Trotzdem leiden viele PatientInnen an Symptomen. Myers und andere Forscher gehen jedoch davon aus, dass man beim Immunsystem ansetzen muss: «Ist Ihr Darm nicht gesund, so ist es Ihr Immunsystem auch nicht.»
Seit «Darm mit Charme» wissen die meisten, dass sich 80% unseres Immunsystems im Darm befindet.

«Der Forscher Dr. Alessio Fasano hat herausgefunden, dass das sogenannte Leaky-Gut-Syndrom, also eine verstärkte Darmdurchlässigkeit, die Voraussetzung für die Entwicklung einer Autoimmunität ist.»
Diese löchrige Darmwand führt dazu, dass teile unserer Nahrung in den Blutkreislauf gelangen. Das Immunsystem erkennt diese Substanzen als gefährliche Eindringlinge und erzeugt Entzündungen zur Bekämpfung. Dafür ist das Immunsystem ja eigentlich da.

Leider sehen diese fremden Eindringlinge unseren Körperzellen teilweise ähnlich. So kann es passieren, dass das Immunsystem überfordert ist und irrtümlich Körpergewebe angreift. Bei mir greift es die Schilddrüse an. Diese wird zerstört und kann nicht mehr genügend Hormone produzieren.

Gluten und Milchprodukte sind häufige Verursacher dieses «molekularen Mimikry» bei Schilddrüsen-Autoimmunerkrankungen.
Das heisst, dass ein Weglassen dieser Nahrungsmittel ein erster Schritt ist, in Richtung Heilung.
Es geht bei Dr. Myers Methode darum:

  • Den Darm heilen (Abschaffen, Aufbauen, Ansiedeln, Ausbessern)
  • Gluten, Getreide und Hülsenfrüchte aus der Ernährung zu streichen
  • Toxine zu reduzieren
  • Infektionen ausheilen und Stress abbauen

Diese Informationen und Zusammenhänge stossen in meinem Körper auf Resonanz. Es scheint mir verständlich und nachvollziehbar. Zudem finde ich in Netz viele Erfahrungsberichte, von Menschen, denen es dank dem Autoimmunprotokoll AIP deutlich besser geht.


Auf geliebtes Brot und Tomaten verzichten?
Ich sollte also Gluten, Milchprodukte, Getreide, Hülsenfrüchte, Soja, Nachtschattengewächse (z.B. Tomaten, Kartoffeln) und Nüsse von meinem Speisezettel streichen? Ich erschrecke, wie radikal diese Diät zumindest während den ersten 30 Tagen ist.
Viele dieser Lebensmittel hatte ich in Dänemark reichlich gegessen!

Auch wenn ich schon oft gelesen habe, dass Hashimoto-Betroffene auf Gluten verzichten sollten, habe ich diesen einschneidenden Schritt nie gemacht. Es schien mir unüberwindbar.

Tomaten brennen mich zwar auf der Zunge, deshalb wäre ich aber noch nie auf die Idee gekommen, auf das feine Sommergemüse zu verzichten.

Und Hülsenfrüchte sind doch gesund! Nach der Lektüre muss ich aber mein geliebtes Hummus auch zu den Verdächtigen zählen.

Aber wenn das die Antwort ist auf meine Schmerzen in Dänemark? 
Mangels Alternativen haben wir fast täglich Dinge gegessen, die laut Myers für Hashimoto-Erkrankte problematisch sind.
Würde ein Verzicht auf Brot, Tomaten usw. meine Entzündungen beenden?


Gesunder Lebensstil oder ich fange nicht bei Null an
Bei mir wäre der Schritt einer Ernährungsumstellung oder «Diät» zwar gross, aber vielleicht doch machbar.
Ich begann in den letzten Jahren einen Lebensstil, ohne industriell hergestellte Nahrungsmittel. Aus ökologischer Überzeugung seit Jahren Bio und möglichst regionale Produkte. Diese Gewohnheit würde mir nun zugute kommen.

Den Stress im Alltag reduziere ich seit ein paar Jahren kontinuierlich und setzte die Prioritäten entsprechend.
Zwei bis drei Mal pro Woche bewege ich mich draussen und ich habe vor einigen Jahren auf Naturkosmetik umgestellt.
Wir wohnen in einem Holzhaus ohne Schimmel und schädliche Farben.
Alles Dinge, die mir bereits vor der Lektüre «Die Autoimmun-Lösung» wichtig schienen im Bezug auf meine Gesundheit.


Einkauf auf dem Markt
Das heisst, ich kaufe praktisch unser gesamtes Essen am Samstag auf dem lokalen Bauern-/Kleinproduzentinnenmarkt: Bio-Gemüse, -Kartoffeln, -Eier, -Fleisch, Fisch (aus Schweizer Wildfang), Käse, -Früchte, -Brot, -Mehl ect.
Mit diesem Vorrat koche ich dann die ganze Woche für uns drei.
Gluten meide ich und kaufe Sauerteig-Brote mit langer Triebführung.
Wir essen viel saisonales und lokales Gemüse und wenig Bio-Fleisch.


Einen Versuch ist es wert – zu Verlieren gibt es nichts
Ich fange also nicht bei Null an. Mein Lebensstil war (abgesehen von den Ferien) schon zuvor sehr nah an der «Autoimmun-Lösung» nach Myers oder dem «Autoimmunprotokoll AIP».
Ohne Hilfe einer Ernährungsberaterin oder meiner Ärztin würde ich mir das vermutlich sonst nicht zutrauen. Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die auf vielen Ebenen fordert.


Wenn schon, denn schon!
Wie so oft, erkenne ich nun das Gute in den Schmerzen in Dänemark. Es könnte sein, dass mich diese Schmerzen aufgefordert haben, nochmals einen Schritt weiter zu gehen auf dem Weg zu mehr Wohlbefinden und Energie.
Mir gefällt, dass ich mit dem AIP meine Gesundheit über das Essen Tag für Tag beeinflussen kann und meine ureigenen Erfahrungen mache damit.
Bestimmt werde ich von dieser «Reise» neue Erkenntnisse mitbringen.
Und hoffentlich einen schmerzfreien Körper. Ich bin gespannt!

Und weil ich schon lange einen Kochblog machen wollte, ist dies jetzt der Ausschlaggebende Grund: Während der Umstellung stecke ich sowieso viel Energie ins Planen, Einkaufen und Kochen. Diese Erfahrung will ich hier teilen.

Du weisst nun, weshalb du hier teilweise etwas ungewöhnliche Rezepte mit dem Hinweis AIP (Autoimmunprotokoll) findest, deren Zutaten leider nicht immer aus der Region stammen.
Auch als «gesunder» Mensch findest du hier Rezepte, die dir hoffentlich schmecken.


Ich freue mich, wenn dich der Blog zum lokalen einkaufen und natürlich kochen einlädt!

Herzlich!
Sandra

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